D wie David, S wie Samuel. Z wie Zacharias - die Arisierung des Alphabets

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Wasan
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D wie David, S wie Samuel. Z wie Zacharias - die Arisierung des Alphabets

#1

Beitrag von Wasan » Fr 8. Nov 2019, 17:05

Wusste ich bis vor ein paar Monaten auch noch nicht, dass wie wir bis heute buchstabieren, wenn wir es denn überhaupt noch tun, teilweise auf Nazisäuberungen beruht.
Alles begann mit einer Postkarte die ein völlig unbedeutender Mensch 1933 an die Post schrieb.

„In Anbetracht des nationalen Umschwungs in Deutschland halte ich es für nicht angebracht, die in der Buchstabiertabelle des Telefonbuchs aufgeführten jüdischen Namen wie David, Nathan Samuel etc. noch länger beizubehalten. Ich nehme an, daß sich geeignete deutsche Namen finden lassen. Ich hoffe, in der nächsten Ausgabe des Telefonbuchs meinen Vorschlag berücksichtigt zu sehen.“
Der Verfasser der Postkarte war ein Rostocker namens Joh. Schliemann. Sein Vorname wird in den Akten abgekürzt. Möglicherweise war ihm nicht klar, dass Johann oder Johannes auch jüdische Namen sind, die auf das alttestamentliche Iochanan zurückgehen.
https://www.welt.de/kultur/article15233 ... Nazis.html

Jetzt hat das DIN-Institut angekündigt hier endlich die entsprechende Norm (die gibt's wirklich) zu überarbeiten.
Der Zentralrat der Juden hat nicht zuletzt darauf hingewirkt.
Dann schau mer mal was dabei rauskommt.

Besonders kurios und interessant wie sich Sprache der Zeit anpasst die Änderungen seit 1945 die sich durchgesetzt haben. Andere wie den schon lange nicht mehr der DIN-Norm entsprechenden Siegfried hat Volkes Stimme jenseits der Sprachnorm einfach beibehalten. Sowas aber auch.

Immerhin: Statt "K wie Kurfürst" wird heute "K wie Kaufmann" empfohlen. "Y" heißt einfach wieder "Ypsilon" und nicht - wie unter den Nazis üblich - "Ypern" (das ist der belgische Ort, in dem deutsche Soldaten im Ersten Weltkrieg erstmals Giftgas eingesetzt hatten).

Einen besonders erwähnenswerten Wandlungsprozess hat der Buchstabe "Ü" hingelegt. Von dem hieß es noch in den angeblich goldenen 1920er Jahren, man müsse diesen mit "Ü wie Überfluss" beschreiben. Von 1934 an, wie passend, wurde daraus ein "Ü wie Übel". Die DIN 5009 legte schließlich fest, dass "Ü wie Übermut" am besten sei. Und wie dieser zuweilen endet, das weiß man ja.

https://www.sueddeutsche.de/leben/buchs ... -1.4671203



Gast_7
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Re: D wie David, S wie Samuel. Z wie Zacharias - die Arisierung des Alphabets

#2

Beitrag von Gast_7 » Fr 8. Nov 2019, 18:39

Ich könnte hier ohne größere Probleme darlegen wie die überwiegende Mehrheit in Deutschland darauf reagieren wird.
Was für ein Schwachsinn.
In der AZ war heute zu lesen, daß "Nordpol" ein Nazibegriff sei. Ist mir egal.
N ist nach NATOalphabet "November" und nach deutscher Sprech- oder Zitierweise eben "Nordpol".
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Wasan
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Re: D wie David, S wie Samuel. Z wie Zacharias - die Arisierung des Alphabets

#3

Beitrag von Wasan » Fr 8. Nov 2019, 19:47

ikarus hat geschrieben:
Fr 8. Nov 2019, 18:39
Ich könnte hier ohne größere Probleme darlegen wie die überwiegende Mehrheit in Deutschland darauf reagieren wird.
Was für ein Schwachsinn.
In der AZ war heute zu lesen, daß "Nordpol" ein Nazibegriff sei. Ist mir egal.
N ist nach NATOalphabet "November" und nach deutscher Sprech- oder Zitierweise eben "Nordpol".
Na ja, mir war auch nicht bewusst, dass es politischen Einfluss auf die Buchstabierung gab.
Das erste mal hab ich davon vor vielleicht zwei Monaten im Radio gehört.
Was mich wundert ist, dass da das DIN-Institut tätig ist. Ich hätte gedacht sowas macht der Duden-Verlag?
N wie Norbert buchstabiere ich soweit es meine grauen Zellen noch hergeben schon immer.
Nordpol dachte ich bisher ist eher international.

Gut wäre halt wenn man sich bewusst macht wo das herkommt und dann wird wohl keinem der Kopf abgerissen wenn er meint weiterhin Nordpol buchstabieren zu müssen.
Aber Nathan ist schon schön.

Sowieso haben es auch die Nazis nicht geschafft, dass vorrangig biblische und damit jüdische Namen beim buchstabieren weiterhin die Mehrheit bildeten. Dazu waren und sind sie auch einfach zu deutsch.

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Re: D wie David, S wie Samuel. Z wie Zacharias - die Arisierung des Alphabets

#4

Beitrag von 外国人 » Fr 8. Nov 2019, 22:59

ikarus hat geschrieben:
Fr 8. Nov 2019, 18:39
N ist nach NATOalphabet "November" und nach deutscher Sprech- oder Zitierweise eben "Nordpol".
Falsch.

Richtig lautet der Satz: "N ist nach NATOalphabet "November" und nach Nazi-deutscher Sprech- oder Zitierweise eben "Nordpol".

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Re: D wie David, S wie Samuel. Z wie Zacharias - die Arisierung des Alphabets

#5

Beitrag von SLR » Sa 9. Nov 2019, 08:11

外国人 hat geschrieben:
Fr 8. Nov 2019, 22:59
Falsch.

Richtig lautet der Satz: "N ist nach NATOalphabet "November" und nach Nazi-deutscher Sprech- oder Zitierweise eben "Nordpol".
Das geht mir schwer gegen den Strich. Man sollte die Nationalsozialisten nicht im Nachhinein noch aufwerten, indem man feststehende Begriffe diskriminiert.

Gut, man kann es als wünschenswert ansehen, überall wo möglich auf Vornamen zurückzugreifen. Und mit Norbert/Nora oder auch Nathan ist ja einer vorhanden. Aber den Nordpol zu 'nazifizieren' halte ich ebenso für verfehlt wie nun nach 80 Jahren die Langemarckstraße umzubenennen, egal aus welchem Grund die ihren Namen bekommen hat. Weiß sowieso keiner, kostet aber einen Haufen Kohle, das umzustellen. (also die Langemarckstraße)
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Re: D wie David, S wie Samuel. Z wie Zacharias - die Arisierung des Alphabets

#6

Beitrag von Gast_7 » Sa 9. Nov 2019, 11:37

Es lebe die Empörungswut, neudeutsch: der Empörungshype :heul:
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Re: D wie David, S wie Samuel. Z wie Zacharias - die Arisierung des Alphabets

#7

Beitrag von thai.fun » Sa 9. Nov 2019, 13:17

ikarus hat geschrieben:
Sa 9. Nov 2019, 11:37
Es lebe die Empörungswut, neudeutsch: der Empörungshype :heul:
Es lebe der Deutsche Typus der an allem bis zur Empörung herum-strickt.
Sogar am "Maschendrahtzaun" über die gösse der Maschen herum-nörgelt ... :bier:

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Re: D wie David, S wie Samuel. Z wie Zacharias - die Arisierung des Alphabets

#8

Beitrag von 外国人 » So 10. Nov 2019, 09:37

Naja, empören tun sich hier nur die paar Hanseln, die gegen die Rückgängigmachung der von den Nazis betriebenen Arisierung des Buchstabieralphabets sind.

Eine Kleinigkeit, sollte man meinen, die vollkommen geräuschlos über die Bühne gehen könnte. Gäbs da ned a paar sodenne…

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Re: D wie David, S wie Samuel. Z wie Zacharias - die Arisierung des Alphabets

#9

Beitrag von thai.fun » So 10. Nov 2019, 12:45

:richtig: :joint:

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