Es stand so nicht in der BOLD

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Nathan
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Es stand so nicht in der BOLD

#1

Beitrag von Nathan » Do 23. Jun 2016, 18:28

Der Zulieferer Leoni hat zwei millionenschwere Folgeaufträge vom französischen Autobauer PSA Peugeot Citroën erhalten. Wie das Nürnberger Unternehmen am Donnerstag mitteilte, wird Leoni von Oktober 2018 an Bordnetz-Systeme für ein Nachfolgemodell der Marke DS sowie für die neue Generation des Peugeot 208 und 2008 liefern. Der Vertrag über eine Laufzeit bis zum Jahr 2026 habe ein Umsatzvolumen von 500 Millionen Euro.

Der fränkische Kabel- und Bordnetz-Spezialist werde in seinen Werken in Nordafrika und Osteuropa verschiedene Typen von Kabelsätzen für diese Fahrzeuge herstellen, hieß es. Mit den beiden Folgeaufträgen würden Leonis Lieferanteile bei PSA in Europa gestärkt.

Angesichts von Problemen in der Bordnetz-Sparte erwartet Leoni 2016 rund 4,4 Milliarden Euro Umsatz, das wären rund 100 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Die Schwierigkeiten waren entstanden, nachdem ein rumänisches Leoni-Werk mehr Aufträge angenommen hatte, als es bewältigen konnte. Um dennoch liefern zu können, hatten Mitarbeiter aus anderen Werken zu hohen Kosten dort aushelfen müssen. (dpa)
--> http://www.autohaus.de/nachrichten/zuli ... sletter-AH

Tja... und was sagt der Chef von Leoni dazu?
...Bordnetze und Kabelbäume werden weit überwiegend in Handarbeit gefertigt. In Nordafrika liegt der Stundenlohn bei rund zwei Euro, was die Region sehr attraktiv macht. In Deutschland haben wir Stundenlöhne von 35 Euro, eine Fertigung hier wäre viel zu teuer. Selbst ehemalige osteuropäische Billiglohnländer wie Polen sind wegen gestiegener Löhne kaum noch wettbewerbsfähig für unser Geschäft. Die Produktion in Nordafrika ist für uns ohne Alternative, ein Rückzug aktuell kein Thema.
--> http://www.wiwo.de/unternehmen/auto/aut ... 84178.html

Tja, und was sagen SIE dazu? Entwicklungshilfe oder Ausbeutung?


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Banshee
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Re: Es stand so nicht in der BOLD

#2

Beitrag von Banshee » Do 23. Jun 2016, 20:49

Preisgünstigste Brillenfassungen kommen längst auch aus dieser Region und längst nicht mehr aus Korea oder China.

2 Euro Std.-Lohn können im jeweiligen Land ein Vermögen sein. Ich sehe wohl die Versuchung, die Leute dort auszubeuten, aber grundsätzlich bin ich dafür, dass man zunächst mal Beschäftigung ins Land bringt, Kinder Schulen besuchen können und es sowas wie einen Mittelstand gibt.

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Luciana01
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Re: Es stand so nicht in der BOLD

#3

Beitrag von Luciana01 » Do 23. Jun 2016, 22:15

Genau den Mittelstand braucht es um den dicken Bossen die Taschen zu füllen....
Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher! Bertolt Brecht

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Zool
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Re: Es stand so nicht in der BOLD

#4

Beitrag von Zool » Fr 24. Jun 2016, 06:17

Hm, im ersten Moment ist man immer dazu geneigt es als Ausbeutung zu sehen was es nach unseren Maßstäben auch ist, aber.............
Großes aber sogar, denn was ist in den Ländern denn passiert in die man zuerst ausgelagert hatte?
Anfänglich ging es heraus in andere Europäische Länder wie Italien Spanien usw. die wurden dann auch langsam zu teuer und man ging nach Asien bis die wiederum zu teuer wurden.
Was nicht anderes heißt als dass dort der Lebensstandart gestiegen ist die Löhne sich über die Jahre immer mehr angeglichen hatten.
In Südkorea zB sind die Arbeiter in der Autoindustriegar nicht mehr so weit von den unseren entfernt wie es mal war.

Was diesen ganzen "Reichtumsausgleich" allerdings schwierig gestaltet ist wenn diese Länder nicht demokratisch regiert werden wie z.B. China.
Meine Sorge ist nicht die Verlagerungen wie früher nach Italien später Polen dann Rumänien sondern diejenigen die sich gezielt autoritäre Regieme aussuchen rein auf Basis der Kosten, denn genau dort passiert dieser Ausgleich kaum und bleibt als Niedriglohnland leider lange erhalten.
Kapital flüchtet nicht nur dort hin wo die Kosten günstig sind sonderen und gerade auch wo die Rahmenbedingungen wie Arbeitsschutz, Umweltschutz, Gewerkschaften usw. sehr eingeschränkt sind was sich wiederum auf Kosten auswirkt.
Vernachlässigen wir mal Risiken wie Infrastruktur und Vertragssicherheit besteht leider immer mehr die Neigung genau dort produzieren zu lassen weil die Bedingungen im rein ökonomischen Sinn recht lange unverändert bleiben.

Genau aus den Regionen werden wir früher oder später Fluchtursachen bekommen.
Aus den früheren Auslagerungsländern mit Anpassungen ist dagegen nichts zu befürchten.
Hätte ich jemals vorher gewusst was auf mich zukommt hätte ich niemals etwas angefangen.

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