Bewerbung: Fotos, Namen und Diskriminierung

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Auri

Bewerbung: Fotos, Namen und Diskriminierung

#1

Beitrag von Auri » Do 23. Jun 2016, 15:15

Ein wichtiges Thema das auch die Kanzlerin erreicht hat und sicher in der nächsten Wahlperiode zu intensiven Diskussionen und Gesetzesänderungen führen wird.

Wenn derjenige so gar nicht ins persönliche Schema passt wird er auch bei einer Einladung zu einem Bewerbungsgespräch dort wenig Chancen haben die Stelle zu bekommen.
Eine gewisse Überzeugungsmöglichkeit ist aber eben dennoch gegeben.

Wichtiger wäre wohl noch mehr auf eine Namensnennung bei der Bewerbung verzichten zu müssen.


In manchen Staaten wie Kanada sind Fotos in Bewerbungen bereits verboten. In Europa bewege man sich bei dem Thema hingegen "nicht ganz so schnell", sagte Kugel. Ihre Firma erwäge, Fotos komplett aus dem Bewerbungsprozess zu nehmen. "Wir sind auf jeden Fall in der Diskussion, auch das abzuschaffen." An die Adresse potenzieller Siemens-Bewerber sagte sie: "Bewerben Sie sich auch gerne ohne Foto."

Bei Bosch ist man jedoch anderer Auffassung. "Ohne Fotos würde sich nichts gravierend ändern", sagte Bosch-Personalchef Christoph Kübel und verwies auf entsprechende Untersuchungen von Baden-Württembergs Landesregierung. Man nehme in Deutschland Bewerbungen mit und ohne Bilder. "Wir stellen sicher, dass wir nicht nach Fotos auswählen."


Siemens-Managerin Kugel stellte Zwischenergebnisse der Netzwerk-Initiative "Chefsache" vor, in der Siemens, Bosch, das Verteidigungsministerium, die Caritas und weitere Institutionen unter anderem Erfahrungen zur Frauenförderung austauschen. Im Kern geht es um die Beseitigung von Vorurteilen, um Mitarbeiter fair zu behandeln.

http://www.zeit.de/news/2016-06/23/gese ... g-23143606



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Re: Bewerbung: Fotos, Namen und Diskriminierung

#2

Beitrag von Moderator » Do 23. Jun 2016, 15:44

Hinzuzufügen wäre noch die Adresse, da es Viertel gibt (z.B. die französischen Banlieues), die als Herkunftsort nicht gern gesehen werden.

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Nathan
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Re: Bewerbung: Fotos, Namen und Diskriminierung

#3

Beitrag von Nathan » Do 23. Jun 2016, 17:09

Anonyme Bewerbungen wären am wichtigsten. Zur Zeit hätten Bewerbungen unter dem Namen "Erdan Üztürk" gegen den Namen "Heinrich von Himmelsdorff" schlechte Papiere...

Insgesamt aber ist das natürlich reine Augenwischerei, naiv oder geheuchelt. Wenn der "Head of human ressources" oder der "HR-Manager" oder die/der gute alte Personalchef(in) seine Vorurteile nicht schon im Vorfeld ausleben kann, dann muss er sich die Mühe machen, alle in Frage kommenden Bewerber einzuladen. Das erhöht die Chancen von Herrn Üztürk nicht, sondern vermindert Sie, weil der Personaler nun seine rassistische Wut ganz besonders an dem Bewerber auslassen wird.

Insgesamt wie immer der ganz falsche Ansatz. Rassismus ist nicht in seinen praktischen Ausprägungen zu bekämpfen sondern nur an der Wurzel, i.e. Unbildung, schlechte Erziehung etc.
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thai.fun
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Re: Bewerbung: Fotos, Namen und Diskriminierung

#4

Beitrag von thai.fun » Do 23. Jun 2016, 18:23

Ich kann nicht für andere Reden. Ich weiß nur, in der Phase in der ich viele Leute für unsere Sicherheits- Firma einstellen musste, war eigentlich fast nur die persönliche Empathie maßgebend. Mann erstellt im Voraus ein Personal Anforderungs- Muster und lässt sich von der Sekretärin die Gesiebten persönlich zur Vorstellung kommen. Da fällt der Entscheid schon während, meist aber gleich danach. Mann legt aus dem Bauchgefühl heraus 2-3 Bewerber auf die Seite und lässt die nochmals kommen. Dann das selbe Spiel wie zuvor. Mit einem Bauchgefühl- Schuss zu einer oder eben den Personen die man will. Und es hat eigendlich gut funktioniert, da ich persönlich sehr umsichtig in der Mitte von gut und Böse von Links oder Rechts fühlte und agierte.

Rückwirken muss ich gestehen das nebst den Bewerber-Unterlagen, jede Couleur von Rassismus, Vorurteilen, Empathie bis Überzeugungen des Gegenüber maßgebend waren. Also wichtig, man kann, und sollte schon im Kriterien Anforderungsprofil Profil Ungerechtigkeiten aus-sieben. Wobei die Sekretärin, aber lassen wir das. Was nicht aus-schlisst das danach beim Chef doch wieder oder erst recht das Persönliche des Entscheiders zum -zuge kommt. Ich denke für einen kleineren Betrieb der aus Teams oder Mannschaften besteht, ist dies und die Erfahrungen des Entscheiders vorrangig ... denn dort grassiert Rassismus und Vorurteile etc. noch mehr ... da nützt kein Gesetz dagegen, nur die Reife, Erfahrungen und der gute Wille der gesamten Mannschaft!

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Re: Bewerbung: Fotos, Namen und Diskriminierung

#5

Beitrag von Nathan » Do 23. Jun 2016, 18:37

thai.fun » 23 Jun 2016, 18:23 hat geschrieben:Ich kann nicht für andere Reden. Ich weiß nur, in der Phase in der ich viele Leute für unsere eine Sicherheits- Firma einstellen musst, war eigentlich fast nur die persönliche Empathie maßgebend. Mann erstellt im Voraus ein Personal Anforderungs- Muster und lässt sich von der Sekretärin die Gesiebten persönlich zur Vorstellung kommen. Da fällt der Entscheid schon während, meist aber gleich danach. Mann legt aus dem Bauchgefühl heraus 2-3 Bewerber auf die Seite und lässt die nochmals kommen. Dann das selbe Spiel wie zuvor. Mit einem Bauchgefühl- Schuss zu einer oder eben den Personen die man will.

Rückwirken muss ich gestehen, dass nebst den Bewerber-Unterlagen, jede Couleur von Rassismus, Vorurteilen, Empathie bis Überzeugungen des Gegenüber maßgebend waren. Also wichtig, man kann, und sollte schon im Kriterien Anforderungsprofil Profil Ungerechtigkeiten aus-sieben. Was nicht aus-schlisst das danach doch wieder oder erst recht das Persönliche des Entscheiders zum -zuge kommt. Ich denke für einen kleineren Betrieb der aus Teams oder Mannschaften besteht, ist dies und die Erfahrungen des Entscheiders vorrangig ... denn dort grassiert Rassismus und Vorurteile etc. noch mehr ...
Das war auch bei mir so. Personalentscheidungen mussten gefällt werden und sie wurden gefällt mit einer Mischung von spontaner Sympathie/Antipathie, Bauchgefühl und weiterer reichlich hanebüchener Kriterien. Samt und sonders schwammige, "weiche" Faktoren und kaum Hardfacts. Warum? Ganz einfach, belastbare, aussagefähige Kriterien liegen bei einer Einstellung so gut wie nicht vor, außer vielleicht bei Berufsanfängern mit sensationellen Ausbildungszeugnissen. Vielleicht. Vielleicht aber auch gerade nicht. Nicht jeder braucht vollendet angepasste Geradeausdenker. Berufszeugnisse? Kann man total vergessen. Also entscheidet man nach Gefühl(!) - mein Mitentscheider lehnte einen Bewerber ab, der einen goldenen Ohrring trug, ich wollte ihn gerade deswegen haben. Beides ist gleich blöd, aber mehr hat man meistens nicht.
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Re: Bewerbung: Fotos, Namen und Diskriminierung

#6

Beitrag von thai.fun » Do 23. Jun 2016, 20:24

Es gibt da aber auch so Psychgnomische Tricks. Eines davon kam mal von einen Personalchef von einem 60.000 Mitarbeiter Betrieb. Man fragt den Bewerber unverhofft, "zeigen sie mir imaginär ganz schnell ohne zu überlegen mit der Linken Hand, auf welche Seite man einen Wasserhahn auf dreht"? Wenn man dabei genau die Reaktion, Begriffstuzigkeit und oder die korrektur- Gestik beobachtete, war das für mich oft aussagender gewesen als Zeugnisse. Dies Beispiel ist natürlich mehr auf Handwerkliche Berufe ausgericht. Aber es gibt noch mehr so psycho Spielchen ...

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