Trauerbewältigung

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Auri

Trauerbewältigung

#1

Beitrag von Auri » Fr 15. Apr 2016, 19:08

Ich habe heute nachmittag erfahren, dass ein guter Freund von mir 2 Jahre jünger als ich nun gestorben ist. Krebs, das volle Programm. Frau und Kinder stehen nun allein da.
Die Zeit war abgelaufen, an sich hätte er schon vor 4 Jahren das zeitliche segnen müssen. Wenn es nach den Ärzten gegangen wäre. Ging es aber nicht.

Wie geht ihr mit sowas um?
Ich muss morgen dort auch klingeln.
Viel Worte werde und will ich nicht haben.
In dem Fall nur gut, dass die Familie und der Freund sowieso wissen, dass da oben es weitergeht.

Der Thread steht absichtlich nicht im Religionsboard da dieses Thema nicht sich in bekannten Reibereien verlieren soll.

Eigene Erfahrungen und Gedanken?






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Felidae
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Re: Trauerbewältigung

#2

Beitrag von Felidae » Fr 15. Apr 2016, 19:31

Mein Beileid für den Verlust Ihres Freundes.

Ich muß gestehen, daß ich oft doch selber recht hilflos den Trauernden gegenüber stehe. Und dann doch nur das Zeichen, daß man da ist, wenn Beistand oder Hilfe gebraucht wird, schon dankend angenommen wird. Inwieweit die Angehörigen dies dann in Anspruch nehmen, kommt auf das gegenseitige Vertrauen und auch die Enge des Verhältnisses an.

Pustekuchen

Re: Trauerbewältigung

#3

Beitrag von Pustekuchen » Fr 15. Apr 2016, 19:43

Auri » 15 Apr 2016, 19:08 hat geschrieben:Wie geht ihr mit sowas um?
Ich muss morgen dort auch klingeln.
Viel Worte werde und will ich nicht haben.
In dem Fall nur gut, dass die Familie und der Freund sowieso wissen, dass da oben es weitergeht.

Der Thread steht absichtlich nicht im Religionsboard da dieses Thema nicht sich in bekannten Reibereien verlieren soll.

Eigene Erfahrungen und Gedanken?
Meine Mutter hatte mit 72 Krebs im Endstadium, die Ärzte verpassten ihr ein Stoma (künstlicher Darmausgang) und gaben ihr maximal noch ein halbes Jahr. Sie ist dann trotzdem noch fast 77 Jahre alt geworden, überlebte also die Prognose um einige Jahre. Trotzdem war es dann ein Schock, als ich die Todesnachricht bekam.

Der Mensch ist unwiderruflich nicht mehr da, in dem Fall hilft nicht mal der eigene Glaube sehr viel. Mir war es damals wichtig, dass ich mich mit Menschen austauschen konnte, die meine Mutter zu ihren Lebzeiten gekannt hat. Dadurch konnte ich mit der Zeit tatsächlich Abschied nehmen und meine Mutter in guter Erinnerung behalten.

Warum schreiben Sie eigentlich von da oben, Auri? Matthäus 18,20 sagt ja, wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen. Ich gehe für mich davon aus, dass das, was den Menschen ausgemacht hat, nach seinem Tode in eine andere Ebene wechselt, in die man als Lebender in der Regel nicht hinein sehen kann. Übersetzt heißt das für mich, dass der Verstorbene gar nicht so weit entfernt ist, nur eben nicht mehr für mich sichtbar.

Noch ein Tipp, Auri: In der Anfangszeit erfahren Hinterbliebene meist sehr viel, mitunter auch zu viel Aufmerksamkeit. Dabei hat man gerade in der Zeit so viel um die Ohren mit Beerdigung und Nachlassregelung, dass man selbst kaum zum nachdenken kommt. Deshalb ist es für Hinterbliebene auch wichtig, dass man auch nach einigen Wochen noch da ist, wenn der oder die über den Verstorbenen reden wollen.

forest

Re: Trauerbewältigung

#4

Beitrag von forest » Fr 15. Apr 2016, 20:33

Auri » 15 Apr 2016, 19:08 hat geschrieben: In dem Fall nur gut, dass die Familie und der Freund sowieso wissen, dass da oben es weitergeht.
Mit Verlaub, Sie reiten einen je nach örtlichem Brauch schwarz oder weiß angestrichenen Gaul der Trauer, wollen die Herde beim oben-weitergehen zusammentreiben, unterlassen es aber, sie aus dem Fluß der bezeichneten Erkenntnis zu tränken.

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Re: Trauerbewältigung

#5

Beitrag von thai.fun » Fr 15. Apr 2016, 22:00

Ich bin mit 70 einer bei dem es tatsächlich so ist "das einem alles rundum wegstirbt". Nach Stiefvater, Mutter, 2 Brüder, Tochter, 3 Freunde, und 2Freundinnen in den letzten 8Jahren, oder waren es 10, brauch ich gerade mal gerade Pause davor.

Es gibt nur einen Trost. Das ehrliche Mit-Gefühl, in kurzen Worten. Vielleicht noch eine warme Umarmung oder Händedruck ohne Worte. Das wirkte bei mir mehr nach als, sorry, dass Kirchengeplapper, Floskeln oder das Beileiden müssen, usw. ...

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Re: Trauerbewältigung

#6

Beitrag von Athineos » Fr 15. Apr 2016, 22:13

Ob und wie es einmal weitergeht, weiß ich nicht, denn glauben heißt nicht wissen. Daher würde ich schon mal nicht vermitteln, ich wüsste, wie es weiter geht.
Ich meine, Sie haben doch schon ein gutes Kernverhalten aufgezeigt : " Viel Worte werde und will ich nicht haben. "
Richten Sie sich danach, machen Sie kein Programm, sondern lassen Sie morgen den Moment walten.
Und vor allem: Trauer bedeutet nicht, salbungsvoll oder gestelzt daher zu reden.
Natürlichkeit ist angesagt.
Μολών λαβέ!

forest

Re: Trauerbewältigung

#7

Beitrag von forest » Sa 16. Apr 2016, 06:52

thai.fun » 15 Apr 2016, 22:00 hat geschrieben: Das ehrliche Mit-Gefühl, in kurzen Worten. Vielleicht noch eine warme Umarmung oder Händedruck ohne Worte.
Athineos hat geschrieben:... denn glauben heißt nicht wissen. ...
Natürlichkeit ist angesagt.
Kann ich unterstreichen.
Man möge an ein Jenseits glauben oder nicht - der Verstorbene lebt im Kopf und Herzen des Trauernden weiter.
Dort führt er noch ein langes Leben, oder ein kurzes oder gar keins.

forest

Re: Trauerbewältigung

#8

Beitrag von forest » Sa 16. Apr 2016, 07:54

Dort führt er noch ein langes Leben...
...wie für die einen Elvis Presley, für andere Kleopatra oder Konfuzius.

In Gestalt der Gedanken gibt es so etwas wie ein ewiges Leben; ganz abstrakt am Grab des unbekannten Soldaten, etwas konkreter beispielsweise an den Gedenksteinen (sic!). Jedes Dorf hat so etwas. Da erscheinen Namen Fremder, vielleicht mit Datum und Ort von der Geburt und des Todes. Man selbst ist Fremder im Dorf und hat keine Beziehung zu den Namen, aber kann sich Ihr Leben vorstellen, wie sie die Felder bewirtschaftet haben, als Schmied, Zimmermann, Lehrer oder Metzger gearbeitet haben bis zurück zu den frühen Siedlern, die mit Steinhacken das Land rodeten und urbar machten.

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Re: Trauerbewältigung

#9

Beitrag von Athineos » Sa 16. Apr 2016, 08:16

forest » 16 Apr 2016, 07:54 hat geschrieben:
In Gestalt der Gedanken gibt es so etwas wie ein ewiges Leben; ganz abstrakt am Grab des unbekannten Soldaten, etwas konkreter beispielsweise an den Gedenksteinen (sic!).
" Denn hervorragender Männer Grab ist jedes Land. Nicht nur die Aufschrift auf einer Tafel zeugt in der Heimat von ihnen, auch in der Fremde wohnt, geistig, nicht stofflich, in jedermann ungeschriebenes Gedächtnis. "

Thukydides, 2, 43 ( Geschichte des Peloponnesischen Krieges, Originaltitel nicht überliefert, übersetzt von Oliver H. Herde )
Μολών λαβέ!

forest

Re: Trauerbewältigung

#10

Beitrag von forest » Mi 20. Apr 2016, 10:12

Ein Nachruf (der Berg ruft...)
Am Ende siegt der Berg
Die Walliser Snowboarderin Estelle Balet ist viel zu früh gestorben. Dass sie viel vom Leben hatte, ist ein kleiner Trost.

http://www.nzz.ch/sport/weiterer-sport/ ... g-ld.14866

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